Energiewende in 10 Jahren? So kann es gehen

Der Blogger Jan Haarmeyer hat auf seinem Blog “Der Graslutscher” eine äußerst interessante Artikelserie zum Thema “Energiewende in 10 Jahren” veröffentlicht. Dort räumt er mit Vorurteilen auf und trägt jede Menge interessante Informationen zusammen, wie die Energiewende in Deutschland auf realistische Weise in den nächsten 10 Jahren gelingen kann.

Hier ein paar Fakten aus der Artikelserie:

Auf die Frage „Wo soll denn die ganze Energie herkommen [wenn wir aus Kohle und Gas aussteigen]?“ ist die erste Antwort: Wir brauchen gar nicht so viel Energie, die aktuell riesige Menge ist zu einem Großteil der Fossilwirtschaft geschuldet. Pro Jahr verbraucht Deutschland ungefähr 3.200 Terawattstunden Energie. Mit Hilfe einer Energiewende, wie sie z.B. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme in seinen Arbeiten skizziert, lässt sich dieser Bedarf auf 1.300 Terawattstunden, also um 60 Prozent senken.

Was vielen nicht klar ist: Elektromotoren sind viel effizienter als Verbrennungsmototoren. Bei üblicher Fahrweise werden 20 Prozent der Energie im Benzin in Bewegung umgewandelt, die restlichen 80 Prozent sind verloren. Elektromotoren setzen hingegen ungefähr 80 Prozent der Energie aus den Batterien in die Bewegung des Fahrzeugs um. D.h. allein durch die Umstellung von Benzin- auf Elektromotor lassen sich rund 60 Prozent Energie sparen.

Deutschland braucht mittelfristig sechsmal so viel Strom aus erneuerbaren Energien wie aktuell. Hätten Sie gewusst, dass wir mit derselben Anzahl der heutigen Windenergieanlagen und Umrüstung auf modernste Anlagen bereits ein Vielfaches an Strom erzeugen können? An guten Standorten bis zu 6 mal so viel. In diesem Artikel wird dies näher erläutert.

Die zur Energiewende benötigte Fläche für Solarmodule beträgt etwa 3.000 Quadratkilometer. Dabei ist das aktuelle Potential an Flächen für Solarmodule noch lange nicht ausgeschöpft: Allein auf den Dächern der Ein- und Zweifamilienhäuser sind noch 89 Prozent der Flächen ungenutzt.

Aber nicht nur Dächer sind geeignet, auch die Fassaden selbst können zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne dafür Naturflächen zu versiegeln. Eine Studie des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und Fraunhofer ISE beziffert das theoretische Flächenpotential auf 12.000 km². Aber auch auf den gigantischen 50 Prozent der Fläche, auf denen bei uns Landwirtschaft betrieben wird, können wir die Energie der Sonne anzapfen. Das Konzept nennt sich „Agri-Photovoltaik“.



Leider kommt regenerative Energie nicht genau in den Zeiträumen bei uns an, in denen wir sie auch benötigen – wir werden also nicht umhin kommen, einen Teil dieser Energie für den späteren Einsatz zu speichern. In diesem Artikel ging es um Speicher, die Schwankungen innerhalb eines oder weniger Tage ausgleichen können – Batterien, Pumpspeicher und solche Dinge. Die größte Speicherbatterie der EU für solche Zwecke steht in Schleswig-Holstein, nördlich von Jardelund.

Auch für längere Flauten bei den regenerativen Energien gibt es bereits technische Lösungen. Einer der am häufigsten genannten ist, dass wir mit einem Teil des Überschussstroms Gas herstellen (nennt sich daher auch “Power to Gas”) und dann einfach dieses Gas speichern. Hier werden diese und weitere Optionen zur Energiespeicherung näher erläutert.

Weitere Fragen wie: Halten unsere Netze das aus? Wie viele Rohstoffe verbraucht das? Und wie wollen wir das alles finanzieren? werden im 6. Teil der Serie beantwortet.

Zum Schluss noch das Fazit: Die Energiewende scheitert nicht an der Technik. Wir können klimaneutral genug Energie erzeugen und auch speichern. Wir können auch unsere Netze entsprechend ausbauen, sie verbraucht weniger Rohstoffe als fossile Technik und kommt uns viel günstiger als ein Festhalten am alten System. Was uns dafür aktuell fehlt: Politischer Wille und die Weitsicht, dieses Jahrhundertprojekt endlich mit dem nötigen Ernst anzugehen.

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