Ungewöhnlich kühler Atlantik verhindert Hurrikane

Die Wassertemperaturen des tropischen Atlantischen Ozeans sind derzeit ungewöhnlich niedrig, das berichtet die Washington Post. Das relativ kühle Wasser hat vermutlich auch Auswirkungen auf die diesjährige Hurrikan-Saison. Tropische Stürme brauchen unter anderem warmes Wasser um sich entwickeln zu können.

Die Chancen für eine aktive Hurrikan-Saison haben sich somit deutlich verringert. Nach den extremen Stürmen des Jahres 2017 werden sich viele Küstenbewohner in den Südstaaten der USA und in der Karibik über diese Nachricht freuen. Allerdings heißt dies noch keine Entwarnung. Starke Stürme können sich auch bei den aktuellen Wassertemperaturen bilden.

Gegenwärtig sind die Temperaturen im tropischen Atlantik so niedrig wie seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr zu dieser Jahreszeit. Die folgende Abbildung zeigt die aktuellen Abweichungen zu den Mittelwerten der Periode 1981-2010 (Quelle: NOAA/Tropicaltidbits.com):

Auch in der Karibik liegen die Wassertemperaturen um  etwa 1 Grad unter den üblichen Werten. Kälteres Wasser bedeutet weniger Treibstoff für Stürme. Die Atmosphäre wird stabilisiert und höherer Luftdruck stellt sich ein, beides unterdrückt die Bildung starker Gewitter, aus denen die Hurrikane entstehen.

Doch warum ist es dieses Jahr so kalt? Im März dieses Jahres waren die Meeresoberflächentemperaturen im tropischen Atlantik fast im Durchschnitt und ähnelten dem Muster vor einem Jahr. Aber von April bis Juni haben sich die Zugbahnen der Hoch- und Tiefdruckgebiete über den Atlantik sehr unterschiedlich entwickelt, praktisch entgegengesetzt zu letztem Jahr.

Im Jahr 2017 war der subtropische Atlantik durch relativ niedrigen Luftdruck gekennzeichnet. Die Zirkulation gegen den Uhrzeigersinn um die Tiefdruckzone sorgte für Westwind über dem tropischen Atlantik. Dies schwächte die normalerweise starken östlichen Passatwinde.

Die schwächeren Passatwinde bewirkten weniger Vermischung des Ozeanwassers, weniger Verdunstung und weniger Auftrieb von kaltem Wasser, was zusammengenommen zu relativ hohen Temperaturen im tropischen Atlantik führte. Dieses Jahr hat sich die Situation umgekehrt. Ein relativ hoher Luftdruck im subtropischen Atlantik hat zu stärkeren Passatwinden geführt, die die Vermischung der Ozeane, Verdunstung und Auftrieb verstärkt haben, und der tropische Atlantik ist relativ kalt geworden.

Die Meeresoberfläche im tropischen Atlantik ist für Juni die kälteste seit 1982 und etwa 1,7 Grad niedriger als im letzten Jahr zu dieser Zeit. 1,7 Grad ist für den tropischen Atlantik historisch gesehen ein großer Unterschied von Jahr zu Jahr.  Obwohl ein kälterer tropischer Atlantik typischerweise mit einer verringerten atlantischen Hurrikan-Aktivität verbunden ist, gibt es immer noch ein Fenster, in dem sich der Trend umkehren kann. Allerdings ist die Hurrikansaison bereits im Gange, von August bis Oktober hat sie ihren Höhepunkt.

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