Hitzewellen vermehrt auch im Norden
Im Juli 2025 erlebten Norwegen, Schweden und Finnland eine beispiellose Hitzewelle – “selbst relativ kalte skandinavische Länder sind heute nicht mehr sicher vor gefährlicher Hitze”, warnt die Klimawissenschaftlerin Prof. Friederike Otto (Imperial College London) in Analysen der World Weather Attribution (WWA), wie der Guardian berichtet.

Rekordtemperaturen und Tropennächte
- Finnland erreichte eine Rekordserie von 22 aufeinanderfolgenden Tagen über 30 °C.
- Schweden verzeichnete zehn Tage in Folge Tropennächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 °C fiel.
WWA-Analysen zeigen: Der Klimawandel hat diese Hitzewelle mindestens zehnmal wahrscheinlicher und etwa 2°C wärmer gemacht. Bereits ein globaler Temperaturanstieg um 0,2°C seit 2018 hat die Wahrscheinlichkeit solcher Extremereignisse verdoppelt – jede zusätzliche Zehntelgrad zählt. Bleibt die Erwärmung auf dem derzeitigen Kurs von rund 2,6°C, könnten solche Hitzewellen bis zum Jahr 2100 fünfmal häufiger auftreten.
Massive Auswirkungen
Diese extreme Hitze traf Infrastrukturen und Bevölkerung hart:
- Krankenhäuser litten unter starker Überlastung und Überhitzung; einige mussten geplante Operationen absagen
- Es kam zu mindestens 60 tödlichen Badeunfällen, nachdem viele Menschen bei sommerlichem Wetter zum Schwimmen gingen
- Toxische Algenblüten breiteten sich in Seen und Meeren aus
- Hunderte Waldbrände brachen aus, und zahlreiche Menschen erlitten Hitzeschocks bei Veranstaltungen
- In Schweden starben 2018 bei einer Hitzewelle allein rund 750 Menschen, und bei der aktuellen Welle könnte eine ähnliche Zahl erreicht werden, sobald alle Daten vorliegen.
- Rentiere, die an kalte Temperaturen angepasst sind, litten massiv: Einige starben, andere suchten schattige Orte oder Städte auf – etwa in Straßentunneln – um der Hitze zu entkommen.
- Die indigene Gemeinschaften der samischen Rentierhalter sind besonders gefährdet: Hitze bedroht sowohl ihre Tiere als auch ihre Lebensgrundlagen.
In Skandinavien sind Häuser meist auf Kälte ausgerichtet und Klimaanlagen selten vorhanden. Die Bevölkerung versucht, sich mit einfachen Maßnahmen gegen Hitze zu wappnen, etwa durch heruntergezogene Rollläden und kühlende Eisbahnen als Notfall-Aufenthaltsorte. Tropennächte stellen ein zusätzliches Gesundheitsrisiko dar: Der Körper kommt nachts nicht zur Ruhe – problematisch besonders für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.
Prof. Otto betont: “Das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle tötet heute Menschen. Fossile Brennstoffe befeuern Extremwetter. Wir müssen damit aufhören und vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen.” Auch Maja Vahlberg vom Schwedischen Roten Kreuz unterstreicht, dass im Norden Hitze kein fernes Risiko, sondern jetzt in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Wohnungen angekommen ist – mit einer besonders anfälligen, alten Bevölkerung.
Die Juli-Hitzewelle 2025 in Skandinavien zeigt: selbst kühle Länder sind vor den Folgen des Klimawandels nicht mehr sicher. Die wissenschaftlichen Befunde belegen deutlich, dass menschliche Emissionen nicht nur die Wahrscheinlichkeit, sondern auch die Stärke solcher Extremereignisse massiv erhöhen. Die Konsequenzen – von menschlichem Leid über Umweltzerstörung bis hin zu kulturellen und ökologischen Schäden – zeigen eindrücklich, wie dringend eine Umstellung auf nachhaltige, erneuerbare Energien und bessere Anpassungsstrategien nötig ist.