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Kohlendioxid lässt Temperatur steigen, oder umgekehrt?

Derzeit wird eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung eines internationalen Forscherteams zur Beziehung zwischen Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre und Temperatur in der Klimablogger-Szene heiß diskutiert. Die Forscher behaupten, in dieser Studie bewiesen zu haben, dass das Ende der letzten Eiszeit durch starken Anstieg des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre verursacht wurde.

Die Wissenschaftler untersuchten die Daten von 80, auf der ganzen Welt verteilten sogenannten “Klimaproxies“, also aus Eisbohrkernen, Ozeansedimenten und Pollen abgeleiteten Temperaturdaten, die Schlüsse auf das Klima bis etwa 25.000 Jahre in die Vergangenheit zulassen. Aus diesen Daten wurde eine globale Mitteltemperatur berechnet und diese dann in Zusammenhang mit dem Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre gesetzt. Das Ergebnis dieser Studie beschreibt im Wesentlichen die folgende Abbildung:

Die grüne Kurve zeigt die aus den Proxydaten abgeleitete globale Mitteltemperatur für die letzten 22.000 Jahre, die rote Kurve die Temperatur in der Antarktis. Die blauen Punkte zeigen den Verlauf des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre. Anhand dieser Abbildung lässt sich der Schluss ableiten, dass zunächst der Kohlendioxidgehalt gestiegen ist und mehrere hundert Jahre später die globale Temperatur.

Die Forscher veröffentlichten neben ihren Ergebnissen auch die Rohdaten der Klimaproxies, die sie für ihre Studie nutzten. Diese Daten sind als Excel-Datei kostenlos im Internet downloadbar und wurden inzwischen auf dem Klimablog “WattsUpWithThat” ausführlich begutachtet. Interessant ist dabei insbesondere die folgende Abbildung von Willis Eschenbach:

Neben den 80 Proxydaten (grüne Punkte) und den Daten zum Kohlendioxidgehalt aus der Studie (schwarze Kreise) sind hier außerdem noch Kohlendioxiddaten aus anderen Quellen eingezeichnet (farbige Kreise).

Die Kritikpunkte an dieser Studie sind im Wesentlichen drei: Die Proxydaten zeigen eine extrem hohe Streuung, nach Meinung vieler Kritiker eine zu hohe Streuung, um eine für die Studie hinreichend genaue Aussage über die globale Mitteltemperatur machen zu können.

Die in der Studie verwendeten Kohlendioxiddaten stammen allein aus einem Eisbohrkern aus der Antarktis und sind nicht repräsentativ für die gesamte Erde, wie die obige Abbildung zeigt (farbige Kreise). Es gibt zahlreiche Datenquellen, die einen viel späteren Anstieg des Kohlendioxidgehaltes zeigen, warum diese nicht verwendet wurden, erschließt sich nicht.

Ebenso verwundert es, dass die Kohlendioxiddaten in der Studie bei 5.000 Jahren vor der Gegenwart zu Ende sind (schwarze Kreise). Führt man die Daten aus anderen Quellen fort, ergibt sich eine erstaunliche Entwicklung: Der Kohlendioxidgehalt steigt 5.000 Jahre lang bis in die Gegenwart an, aber die Temperaturdaten zeigen offensichtlich keine Tendenz. Die Beziehung zwischen Kohlendioxidgehalt und Temperatur ist offenbar nicht so einfach, wie man aus dieser Studie vielleicht schließen könnte.

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